So wird Baden-Württemberg ab 2026 zur SPD-Hochburg

In aktuellen Umfragen steht die SPD in Baden-Württemberg auf circa 11 Prozent. Eine große Zunahme an Wählerstimmen bei der nächsten Landtagswahl mag träumerisch klingen. Jedoch bleibt ein Wahlsieg der SPD nicht unmöglich.

Diffuse politische Situation im Ländle

In aktuellen Umfragen steht die SPD auf 11 Prozent. 30 Prozent erreicht die CDU.1 Die Grünen gelangen auf 23 Prozent,1 angeführt von einem Ministerpräsidenten, der im Wahljahr 2021 nahezu keinen Wahlkampf benötigte.2 Auf die Daten kann man also nicht unbedingt bauen.

Doch angesichts der derzeitigen Umfragezahlen scheint es nahezu utopisch, dass die SPD bei den nächsten Landtagswahlen groß aufsteigen würde. Welches Ergebnis wünscht sich die Südwest-SPD wohl derzeit? Ein Ergebnis über 20 Prozent würde als „guad gloffa“ gelten, wie Schwaben sagen würden. Ganze zwölf Mal erreichte die SPD in Baden-Württemberg ein Ergebnis über 28 Prozent.3 Solch‘ eine Stimmenanzahl darf sich sehen lassen.

„Awwah!“, würden jetzt manch‘ konservative Badener sagen, galt die CDU doch als herrschende Partei der Landesväter. Natürlich ist das historisch korrekt. Gebhard Müller, Hans Filbinger, Lothar Späth sowie Erwin Teufel sind große Namen aus dem Ländle. Doch spätestens seit dem Siegeszug Kretschmanns kann die CDU nicht mehr als dominierende Partei herhalten.

Generell wird die politische Situation in Baden-Württemberg ab den nächsten Landtagswahlen als diffus gelten: Ministerpräsident Kretschmann tritt ab und die CDU wird mit Manuel Hagel einen eher unbekannten Kandidaten haben. Eine gute Chance also, eine neue Epoche der SPD in Stuttgart anzubrechen.

Beste SPD-Landtagswahlergebnisse in Baden-Württemberg.

Die Strategie für einen großen SPD-Wahlsieg

Der Heidenheimer Andreas Stoch ist ein großer Sozialdemokrat. Mit ihm schärfte die SPD sich einen neuen Charakter. Er möchte auch der nächste Ministerpräsident Baden-Württembergs werden. Das Problem ist jedoch, daß der 54-Jährige seit 2018, dem Beginn der Stoch-Ära im Landesverband, seinen Bekanntheitsgrad nicht vergrößern konnte.4

Deshalb muß die „Ude-Taktik“ her. Man nimmt einen populären Kommunalpolitiker, und setzt diesen als Spitzenkandidaten ein – wie damals bei der bayerischen Landtagswahl 2013. Dort nahm die BayernSPD den sehr beliebten Münchener Oberbürgermeister her. Neuer Ministerpräsident wurde Christian Ude jedoch nicht.

Aber das Jahr 2013 steht für die letzte Landtagswahl, in der die BayernSPD einen Stimmenzuwachs verzeichnen konnte. Heute müßen die bayerischen Genoßen einen Florian von Brunn erst herausschmeißen, um neue Hoffnungen schärfen zu können.

Heraus aus den Städten

Ein Klaus Eberhardt würde sich als Spitzenkandidat der SPD sehr gut machen. Schließlich hat er bei den letzten OB-Wahlen 94,15 % erzielt. Jedoch wäre der Oberbürgermeister aus Rheinfelden bei den nächsten Landtagswahlen 70 Jahre alt. Bei dem Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel besteht die gleiche Beliebtheit – aber auch das gleiche Altersproblem.

Anders als bei Julian Stipp. Der 1986 geborene ist seit 2022 Oberbürgermeister von Mosbach. Mit einer Zustimmung der Mosbacher von 80 Prozent. Für seinen CDU-Gegner blieben bei der letzten OB-Wahl nicht mehr viele Prozentpunkte übrig. Stipp würde sich also gut durchschlagen als nächster Ministerpräsident des Südweststaats.

Der Aalener Frederick Brütting könnte sich ebenfalls gut auf Landesebene in Baden-Württemberg verkaufen. Oder Christof Bolay aus Ostfildern, der sich seit 2005 im Amt halten kann.

Möglichkeiten gibt es viele.

Hier sitzt schon eine starke Rote: am Ludwigsplatz in Saarbrücken. Anke Rehlinger verzeichnete 2022 im Saarland einen großen Wahlerfolg.

Kein Affront gegen Stoch

Ohne Stoch als Gesicht der SPD wird der Wahlkampf jedoch trotzdem schwer gelingen. Er war derjenige, der 130 Vereine im Südwesten gegen den Rechtsextremismus zusammengebracht hat.5 Das war alleine er. Eine politische Höchstleistung.

Stoch war ein ehrlicher Minister. Er hat seinen Bildungsplan im Jahr 2015 gegen Schwurbler verteidigt. Kopfeinziehen geht bei Stoch nicht. Das präsentiert sich gut.

Er sieht die Missstände in der Bildung mit einer durchsichtigeren Brille als Theresa Schopper. Stoch würde das Chaos um G8-Gymnasien schnellstens beenden. So konsequent wie er die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft hat.

Den Sozialdemokraten Stoch könnte die Südwest-SPD im Wahlkampf hervorbringen wie die Österreicher ihren Andreas Babler. Also dem Kanzlerkandidaten der SPÖ. Mit Herz, Verstand und viel medialem Können. Etwa durch gemeinsame Interviews mit alten Parteigesichtern oder klaren Reden, die die grün-schwarze Regierung entzaubern.

Einen Anteil an einer erfolgreichen Stoch-SPD hat aber auch die Bundes-SPD. Bei der erfolgreichen Bundestagswahl 2021 lag die Sozialdemokratie am Ufer des Schwäbischen Meeres bei ungefähr 20 Prozent.6

Quellen

1Jochen Schlosser (Schwäbische Zeitung): Neue Umfrage: Verständnis für Bauern, Angst um Wohlstand (Stand: 21.03.2024). In: https://www.schwaebische.de/regional/baden-wuerttemberg/neue-umfrage-verstaendnis-fuer-bauern-angst-um-wohlstand-2364989 [Zugriff vom 29.03.2024]

2Süddeutsche Zeitung: Kretschmann tritt im Wahlkampf kürzer (Stand: 12.02.2021). In: https://www.sueddeutsche.de/politik/kretschmann-baden-wuerttemberg-wahlkampf-1.5204377 [Zugriff vom 29.03.2024]

3wahlrecht.de: Ergebnisse der Landtagswahlen in Baden-Württemberg (Stand: 15.03.2021). In: https://www.wahlrecht.de/ergebnisse/baden-wuerttemberg.htm [Zugriff vom 29.03.2024]

4Otto, Henning und Pfahlbusch, Susan (Südwestrundfunk): Sonntagsfrage Landtagswahl: CDU weit vor den Grünen, Dämpfer für die AfD (Stand: 18.01.2024). In: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/bw-trend/umfrage-sonntagsfrage-landtagswahl-2024-januar-sorgen-verunsicherung-demokratie-100.html [Zugriff vom 29.03.2024]

5Schwab, Silas (Südwestrundfunk): SPD organisiert in BW neues Bündnis gegen rechts (Stand: 18.01.2024). In: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/spd-gruendet-buendnis-gegen-rechts-100.html [Zugriff vom 23.08.2024]

6dawum.de: Chronik aller Wahlumfragen zur Landtagswahl in Baden-Württemberg (Stand: 15.08.2024; Chronik dort zuletzt aktualisiert). In: https://dawum.de/Baden-Wuerttemberg/ [Zugriff vom 23.08.2024]